Ein Chemnitzer auf dem Weg zum Mars (german)
Sein Rechner ist lahm, aber sein Köpfchen denkt schnell: Axel Monse hat mit seinem Computerprogrammen schon fünf Preise gewonnen
Chemnitz. Vor drei Jahren hat er die Menschheit zum Mars geführt. Er war damals gerade 18 Jahre alt, und natürlich war das Ganze nur ein Spiel. Aber eines, das auf Anhieb einen Preis gewonnen hat. Für Axel Monse aus Wittgensdorf war das ein großes Ding: Preisträger beim deutschlandweiten Jugendwettbewerb Mediale Bildwelten (MB21)!
Und dann ist der Chemnitzer auf den Geschmack gekommen. Er klemmte sich hinter seinen Rechner, schrieb weitere Computerprogramme und holte sich noch drei Preise bei MB21. Gestern erhielt er seinen fünften. Die Preisverleihung war diesmal in Dresden, und die Fahrkarte dorthin hatte Axel Monse mit der Fortsetzung seines ersten Mars-Strategiespieles gelöst.
Wer das Zimmer des 21-jährigen betritt, würde hier niemals die Programmierstube eines Computerfreaks vermuten. Ein Drucker steht auf dem Tisch, daneben ein Scanner, ein Monitor und ein gusseiserner Locher. Es ist viel zu ordentlich. Auf dem Boden liegen keine Pizzaschachteln oder Coladosen. Nur ein alterschwacher Rechner steht dort -mit Celeron Prozessor und 32 Megabyte Arbeitsspeicher. Wer sich auskennt, weiß: Das Ding ist näher mit dem historischen Lochstanzer verwandt als mit dem neuesten Aldi-Computer.
Für den jungen Wittgensdorfer ist das aber kein Problem, sondern eine Herausforderung. “Aktuelle Spiele laufen auf diesem Rechner schon seit Jahren nicht mehr”, erinnert sich Axel. “Also habe ich mir selbst ein Spiel programmiert.” Es hieß “The Mars Exploration” und brachte ihm seinen ersten Preis. In dem rundebasierten Strategiespiel ging es darum, eine Marsmission zu finanzieren, ein Raumschiff zu konstruieren und damit bis 2018 den Roten Planeten zu erreichen.
Das ist übrigens das Jahr, an dem tatsächlich der erste Mensch den Mars betreten soll. Axel Monses Computerspielereien sind nie ohne Bezug zur Wirklichkeit. “The Mars Exploration” enthält historische Szenarien, die den Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion zum Thema haben. Sein nächstes Projekt war ein Lernprogramm für Kinder: “A Space Journey”. Darin fliegt man mit einem UFO durch unser Sonnensystem und sammelt Informationen über den Planeten. Das Programm erhielt einen ersten und zweiten Preis im MB21-Landeswettbewerb Sachsen und kam bundesweit auf den zweiten Rang – hinter dem inzwischen berühmt gewordenen Lego-Animationsfilm über das “Wunder von Bern”.
An seinem ersten Spiel hat Axel zwei Jahre gearbeitet. Damals wollte er vor allem wissen, ob er es überhaupt drauf hat. Die Grafik malte er mühsam Bild für Bild, wie in einem Zeichentrickfilm. Vom Preisgeld kaufte er sich Profisoftware für 3D-Animationen. Fortan sahen seine Programme hübscher aus, und sein alter Computer bekam richtig zu tun: Die Maschine rechnet oft den ganzen Tag über an den von Axel entworfenen Szenen, während der Freizeitprogrammier Monse an der TU Chemnitz angewandte Informatik studiert. Eines Tages möchte er sein Hobby zum Beruf machen.
Gute Referenzen bringt er mit. In der Fortsetzung landen Menschen auf dem Mars, und Axel landete auf Platz eins des Bundeswettbewerbs. In “The Mars Exploration II” muss der Rote Planet besiedelt werden, diesmal in Echtzeit. Das Programm ist also moderner als das erste, und vielleicht katapultiert das Preisgeld nun auch Axels Computer ins Gigahertz-Zeitalter.
Autor: Mario Ulbrich
Erschienen: 29.11.2003 in der Freie Presse.