Von steilen Pisten in den virtuellen Weltraum (german)

Chemnitzer Informatik-Student und Hobby-Radler Axel Monse holt regelmäßig Preise mit seinen Software-Entwicklungen.

Als Radfahrer quält sich Axel Monse schon mal – beim Ötztalmarathon – 240 Kilometer durch die österreichischen Alpen. Oder fährt bei einem Radrennen die 601 Kilometer lange Strecke vom Fichtelberg nach Kap Arkona an einem einzigen Tag. Sein Vorbild auf dem Rennrad: Nicht etwa “Tour de France”-Gewinner Jan Ullrich, sondern der wesentlich unbekanntere Jörg Jaksche. Seit Oktober 2003 gehört Axel Monse zu den Asphaltrittern des RSV Chemnitz, im Trainingslager rollte er an der Seite von Weltmeister und Olympiasieger Jens Fiedler über die Straßen Mallorcas. Dies alles würde womöglich schon genügen für eine Geschichte über Axel Monse, aber es gibt doch etwas, was er noch besser kann: Programmieren. Diese Fähigkeit ist tatsächlich so gut ausgebildet, dass er bereits mehrere Preise gewonnen hat, in Sachsen und bundesweit. Aber der Reihe nach:

Alles begann mit einem kleinen Disput während der Schulzeit am Gymnasium Burgstädt. Irgendwie fiel die Punktbewertung für eine Arbeit nicht so aus, wie sich Axel Monse das gewünscht hätte. Als Ausgleich bot der Informatik-Lehrer an, sich mit einem Projekt am bundesweiten Wettbewerb “MB 21”, ausgerichtet vom Bund der Kunsterzieher, zu beteiligen. Im Jahr 2001 reichte er das von ihm programmierte “Marsspiel” ein: In einer Simulation konnte der Wettlauf im Weltraum in der Zeit des Kalten Krieges und zukunftsweisend bis 2018 nachgespielt werden. Die USA und die Sowjetunion liefern sich ein Rennen darum, wer als erster auf dem Mars spazieren geht – die damals von den Amerikanern betriebene “Pathfinder”-Mission brachte Monse auf die Spielidee. Aber da es ja um den Wettlauf ging und alles möglichst realistisch aussehen sollte, brauchte der 20-Jährige auch Informationen über das Weltraum-Programm Russlands: “Die sind zum großen Teil gar nicht öffentlich zugänglich. Nach einem Jahr habe ich durch Zufall die Daten gefunden”, gesteht Monse, dass zum Erfolg auch Glück gehört. Denn erfolgreich war das Spiel: Es belegte beim Wettbewerb bundesweit einen geteilten ersten Platz.

Da hatte Monse dann Lust auf mehr. Auch im Jahr 2002 reichte er einen Beitrag ein. Gemeinsam mit Bruder Stefan gestaltete er eine Multimedia-CD und ein Video: In “Unser Sonnensystem – A Space Journey” erkunden die Spieler als Außerirdische unser Sonnensystem. Und wieder erachtete die Jury seine Beiträge als preiswürdig: Die visuelle Darstellung der Multimedia-CD und des Videos wurde gewürdigt. Sehr anschaulich sei es und vor allem kindgerecht. Der Lohn der drei Monate dauernden Arbeit: Landesweit der 2. Preis für das Video, der 1. Preis für die Multimedia-CD, die auch bundesweit auf dem 2. Platz landete.

Doch damit nicht genug. Auch 2003 ging es weiter für Axel Monse, der mittlerweile Angewandte Informatik an der TU Chemnitz studierte. Wieder zog es ihn in die Weiten des Weltalls: Der Mars musste im neuen Aufbau-Strategie-Spiel bewohnbar gemacht werden. Die “Marstrilogie” des Science-Fiction-Autors Kim Stanley Robinson diente als Inspiration. Das Ergebnis diesmal: 1. Platz im bundesweiten Wettbewerb. An eine Vermarktung seiner Software denkt Monse derzeit trotz der Erfolge jedoch nicht: “Ehrlich gesagt hinkt meine Arbeit dem derzeitigen technischen Stand ein wenig hinterher, weil der Rechner, auf dem ich programmiere, etwas alt ist”. Statt dessen diene das Entwickeln von Software mehr der Befriedigung von Neugier und der eigenen Weiterbildung: “Ich spiele selbst ganz gern mal Computer, und da ist es für mich immer interessant herauszufinden, wie die Anwendungen funktionieren und das dann gleich umzusetzen”, beschreibt Monse seine Motivation zum Programmieren.

Gern hätte sich Axel Monse auch 2004 wieder am Wettbewerb beteiligt. Doch hat inzwischen die Uni Vorfahrt. Immerhin, in einer Studienarbeit, die er gemeinsam mit vier anderen Informatikstudenten im Praktikum Mediengestaltung zu erledigen hatte, konnte er seiner Kreativität auch im Rahmen des Studiums freien Lauf lassen – doch diesmal führte der Weg nicht in die Zukunft im All, sondern in die Vergangenheit auf der Erde: Auf der von den fünf Studierenden gestalteten Internetseite lässt sich das antike Rom erkunden ( http://www.antikes-rom.de.tc/ ). Und für den von der TU Chemnitz veranstalteten RoboKing-Wettbewerb ( http://www.roboking.de ) erstellte er kürzlich eine Demonstrationsanimation zur Aufgabenstellung für das Jahr 2005.

Die visuellen Effekte in Hollywood-Filmen wie “Shrek” oder “Final Fantasy” sind die großen Vorbilder für Axel Monses Programmierungen. Ein bisschen realistischer als in diesen Blockbustern geht es hingegen bei seiner Arbeit als studentische Hilfskraft an der Chemnitzer Professur für Prozessautomatisierung zu: Hier galt es, ein Simulationsvideo für die Uni-Roboter zu entwickeln. “Das liegt mir ganz gut”, meint Monse, “diese praktische Anwendung. Denn so richtig der Theoretiker bin ich in meinem Studienfach eigentlich nicht”. Aber mit der Ausdauer des Straßenradfahrers wird er wohl auch die Schwierigkeiten der Angewandten Informatik bewältigen.

Autor: Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle 

Erschienen: 01.06.2004 in der Unizeitung der TU Chemnitz.

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